
Auf dem Plakat zum Theaterstück, das vor kurzem in der Pausenhalle des Hans-Carossa-Gymnasiums aufgeführt wurde, ist eine Geige und ein Stethoskop zu sehen. Auf diese Geige bezieht sich der Physiker und Protagonist Einstein in seinem Schlussmonolog: „Ich liebe die Menschen und liebe meine Geige, aber auf meine Empfehlung hin baute man die Atombombe“. Womit schon der Kern des Stücks benannt ist: die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft. Diese ernsthafte Frage wird in Form einer Komödie angegangen, die von der Kursleiterin Angela Köstler stellenweise bewusst sehr komisch inszeniert ist: So bekriegen sich Einstein (Taulant Sejda) und Newton (Johannes Jakubik) auf der Bühne mit zwei knallbunten Nerfs und schmausen genüsslich Burger und Pommes, die verrückte Ärztin Mathilde von Zahnd (Britt Agolli) verspeist gierig eine Toblerone-Schokolade, während sie die Familie Rose (Alexia Hollschwandtner und Lorenz Schwenter) tröstet, und der dritte Physiker, Möbius (Elena Ecker), funktioniert einen umgedrehten Tisch zum UFO um, um seine Verrücktheit zu unterstreichen. Doch allzuoft bleibt dem sehr zahlreich erschienenen Publikum in der Pausenhalle das Lachen im Hals stecken, und zwar immer dann, wenn es um die Machtlosigkeit des Individuums in einer undurchschaubaren Welt geht. Gerade diese Thematik macht Dürrenmatts Komödie deutlich. Vordergründig geht es um die Aufklärung von drei Morden an Krankenschwestern durch Kommissar Voß (Emma Gill), doch auf anderen Ebenen werden tiefgründigere Fragen angesprochen wie: Was machen Wissenschaftler, wenn sie Verantwortung für die Welt spüren? Gibt es Bewahrung der Welt vor dem Wissen? Das zweieinhalbstündige Stück wurde von der Carossa-Theatergruppe sprachlich fast vollständig im Original übernommen, denn Dürrenmatts Sprache ist in ihrer Buntheit ein hervorragendes Mittel, um eine groteske Welt zu zeichnen, auch noch 60 Jahre nach der Erstaufführung. Und diese Zeichnung der Welt in der psychiatrischen Anstalt „Les Cerisiers“ gelang den SchauspielerInnen derart gut, dass man sich als Zuseher in die Situation vollkommen einfühlen konnte – eine wirklich großartige Leistung der Laiendarsteller. Diese Leistung wurde am Ende der Aufführung dann auch mit frenetischem Applaus des Publikums belohnt. Zwischen den beiden Akten verwöhnte das P-Seminar Deutsch „Literatour“ die Zuschauer mit Getränken und selbst gemachten Snacks, ein Abend, der kulinarisch und kulturell nichts zu wünschen übrig ließ und neben der Ernsthaftigkeit auch sehr unterhaltsam war.